Es wurde erstmals eine Zuschlagsmarke gefälscht. Die Fälschung hat eine sehr gute Qualität, die einzige Ausnahme ist hier, das man das zweite Sicherheitselement bei Briefmarken, die „Seltenen Erden“ nicht mit gefälscht hat.

Bogenoberrand mit EAN-Code der echten Marken gescannt mit 600 dpi

Bogenoberrand mit EAN-Code der echten Marken gescannt mit 600 dpi

Das Format des Kleinbogens ist nahezu identisch mit 11,5 Zentimeter x 15,75 Zentimeter. Hier gibt es nur eine minimale Abweichung bei der Höhe von 0,05 Zentimeter. Das Format der Marken ist identisch mit 44 x 26,2 Millimeter. Während das Original eine Schleifperforation mit 13 ½ hat besitzt die Fälschung eine Kammperforation von 13 ½ x 13 ¾. Gedruckt wurden beide im Vier-Farben-Offsetdruck sowie der Farbe Silber (ungerastert). Die Rasterwinkel sind sowohl bei dem Original als auch bei der Fälschung identisch mit Gelb 0 Grad, Magenta 45 Grad, Cyan 75 Grad und Schwarz 15 Grad. Zusätzlich besitzt das Original einen farbpigmentfreien Unterdruck im Markenbereich mit 45 Grad, in dem die seltenen Erden integriert sind.

Übergang der Farben beim Bogenrand – oben ist das Original, unten die Fälschung

Übergang der Farben beim Bogenrand – oben ist das Original, unten die Fälschung

Beim Bogenrand gibt es allerdings leichte Unterschiede des Übergangs der Farben. Hier ist die schwarze Farbe im Original deutlich kräftiger ausgeführt. Im Dublikat wirkt diese blass. Im mittleren Bereich ist beim Original ein Rotanteil vorhanden, der bei der Fälschung fehlt. Auch im rechten Teil fehlt dieser Rotanteil, daher wirkt hier die blaue Farbe eher blass.

Vergleichen wir nun einige ausgewählte Bildelemente genauer. Beim Original findet man durch ein konventionelles Druckraster die typische Rosettenbildung. Diese ist bei der Fälschung nicht vorhanden, trotz des Einsatz des konventionellen Druckrasters. Dies führt zu einigen Unterschieden bei der linken Flügelspitze, der Detailierung der Gesichtszüge, der Linienführung im rechten Flügel und den Füßen, wie die folgenden Vergleichsbilder zeigen.

Ausschnitt der linken Flügelspitze bei der beim Original links eine angedeutete nach unten zeigende Spitze vorhanden ist, die rechts bei der Fälschung nur in runder Form nachgemacht wurde

Ausschnitt der linken Flügelspitze bei der beim Original links eine angedeutete nach unten zeigende Spitze vorhanden ist, die rechts bei der Fälschung nur in runder Form nachgemacht wurde Ausschnitt der Gesichtszüge der Fledermaus – links das Original und rechts die Fälschung mit wesentlich ausführlicher Detailierung der Gesichtszüge ohne die typischen Rosetten

Ausschnitt der Gesichtszüge der Fledermaus – links das Original und rechts die Fälschung mit wesentlich ausführlicher Detailierung der Gesichtszüge ohne die typischen Rosetten Ausschnitt der rechten Flügelspitze – links das Original – rechts die Fälschung ohne die typischen Rosetten

Ausschnitt der rechten Flügelspitze – links das Original – rechts die Fälschung ohne die typischen Rosetten

Ausschnitt der Füße der Fledermaus – links das Original, wo die Füße nur angedeutet sind, während diese bei der Fälschung viel deutlicher wirken

Ausschnitt der Füße der Fledermaus – links das Original, wo die Füße nur angedeutet sind, während diese bei der Fälschung viel deutlicher wirken

Der Vergleich einiger ausgewählter Schriftelemente, die ungerastert mit Silber gedruckt wurden, führt zu keinen erkennbaren Unterschieden, wie die folgenden zwei Bildausschnitte zeigen.

Ausschnitt des Zuschlags von 55 Cent – links die echte Marke, rechts die Fälschung

Ausschnitt des Zuschlags von 55 Cent – links die echte Marke, rechts die Fälschung

Ausschnitt eines Teils der Schrift hier einige Buchstaben vom Wort Fledermaus – links die echte Marke rechts die Fälschung

Ausschnitt eines Teils der Schrift hier einige Buchstaben vom Wort Fledermaus – links die echte Marke rechts die Fälschung

Nur bei einem ganzen Bogen sind weitere Erkenntnisse auffindbar, wenn man sich die Farbübergänge im Bogenrand anschaut, wie die folgenden drei Teilausschnitte links, aus der Mitte und von Rechts zeigen.

Teilausschnitt der Schrift „Gutes tun“ vom linken Bogenrand – bei der echten Marke links wirkt die schwarze Farbe mit starken Farbauftrag glänzend, während diese beim rechten Ausschnitt von der Fälschung einen geringeren Farbauftrag hat und auch einen erkennbaren Rasterwinkel zeigt

Teilausschnitt der Schrift „Gutes tun“ vom linken Bogenrand – bei der echten Marke links wirkt die schwarze Farbe mit starken Farbauftrag glänzend, während diese beim rechten Ausschnitt von der Fälschung einen geringeren Farbauftrag hat und auch einen erkennbaren Rasterwinkel zeigt

Der selbe Teilausschnitt der Schrift aus dem mittleren Bogenbereich, - hier sieht man links bei der echten Marke eine beginnende Rosettenbildung, die bei der Fälschung rechts nicht vorhanden ist

Der selbe Teilausschnitt der Schrift aus dem mittleren Bogenbereich, - hier sieht man links bei der echten Marke eine beginnende Rosettenbildung, die bei der Fälschung rechts nicht vorhanden ist Die entsprechenden Teilausschnitte vom rechten Bogenrand – links das Original, rechts die Fälschung bezüglich des Übergangs der Farbe nach Blau

Die entsprechenden Teilausschnitte vom rechten Bogenrand – links das Original, rechts die Fälschung bezüglich des Übergangs der Farbe nach Blau

Auch ein weiterer Bildausschnitt des EAN-Codes vom Bogenrand liefert keine großen unterschiedlichen Erkenntnisse.

Ein Teilausschnitt vom EAN-Code – links von den echten Marken, rechts von der Fälschung

Ein Teilausschnitt vom EAN-Code – links von den echten Marken, rechts von der Fälschung

Eine Betrachtung der Rückseite bezüglich der Zähnung (Perforation) liefert allerdings einige Unterschiede. Während die echten Marken rückseitig eine erkennbare Schleifperforation ausweisen, zeigt die Fälschung hier eine erkennbare Kammperforation.

Vergleich der Zähnung von hinten – links die echte Marke mit Schleifperforation, rechts die Fälschung mit erkennbarer Kammperforation

Vergleich der Zähnung von hinten – links die echte Marke mit Schleifperforation, rechts die Fälschung mit erkennbarer Kammperforation

Betrachten wir nun zum Schluss noch die UV und IR-Merkmale. Bezüglich der gelben Fluoreszenz auf UV-Licht mit 365 Nanometer, kann man keine Unterschiede zwischen der echten Marke und der Fälschung feststellen. Bei der Fälschung ist auch keine sonst oft typische Lackschicht vorhanden, in der die UV-Substanz zum Schluss eingearbeitet wurde.

Vergleich der echten Marken oben und der Fälschung unten unter UV-Licht 365 Nanometer

Vergleich der echten Marken oben und der Fälschung unten unter UV-Licht 365 Nanometer

Betrachtet man nun diese Marken unter UV-Licht mit 256 Nanometer (Phosporlampe), so sieht man bei der echten Marke eine bläuliche Fläche in der Mitte der Marken als Reaktion auf diese Wellenlänge. Hier wurde zuerst in einem farblosen Druck im Winkel von 45 Grad die „Seltenen Erden“ eingebaut. Dies ist unter einem USB-Mikroskop bei entsprechender Beleuchtung gut sichtbar.

Vergleich der echten Marken oben und der Fälschung unten unter UV-Licht mit 256 Nanometer (Phosporlampe)

Vergleich der echten Marken oben und der Fälschung unten unter UV-Licht mit 256 Nanometer (Phosporlampe)

Das Druckraster mit 45 Grad, in dem Bereich wo die seltenen Erden als zusätzliches Sicherheitselement eingebaut sind

Das Druckraster mit 45 Grad, in dem Bereich wo die seltenen Erden als zusätzliches Sicherheitselement eingebaut sind

Dies ist mit IR-Licht mit 980 Nanometer bei grüner Fluoreszenz deutlich nachweisbar.

Drucktechnische Besonderheiten

Betrachten wir nun nachträglich noch einmal einige drucktechnische Besonderheiten genauer. Dazu schauen wir uns zuerst die linke Flügelspitze der Fledermaus genauer an. Zwar sind die Rasterwinkel identisch, auch die Abstände der Rasterpunkte sind gleich. Allerdings ist die Flächenausnutzung zur Erzeugung von Halbtönen unterschiedlich. Im Original sind die Tonwerte (die Flächenausnutzung der Farben) viel geringer, als im Dublikat. Die Begründung liegt in der verwendeten Farbe. Im Original ist die Farbe kräftig zeichnend, was man besonders gut im Schwarz sieht. Bei der Fälschung dagegen sind die Farben blass. Um die gleiche Farbwirkung zu erzielen, müssen die Flächen zwischen den Punkten mehr gefüllt werden.

Bildausschnitt der linken Flügelspitze bezüglich des Druckrasters – links die echte Marke – rechts die Fälschung

Bildausschnitt der linken Flügelspitze bezüglich des Druckrasters – links die echte Marke – rechts die Fälschung

Dazu betrachten wir noch einen zweiten Bildausschnitt im Bereich des linken Flügels neben dem Gesicht. Im Original werden für die Farbe Cyan elliptische Rasterpunkte verwendet, während im Dublikat diese klassisch rund sind. Um die Flächenwirkung des Farbeindruck zu erzielen, sind die Flächen zwischen den Punkten bei Magenta und Cyan mehr gefüllt. Die Farben Im Dublikat sind blasser, als im Original. Aufgrund der guten Qualität der Fälschung besteht der Verdacht, das diese Fälschungen in einer Druckerei hergestellt wurden, die sich mit dem Druck von Briefmarken auskennt.

Bildausschnitt aus dem linken Flügel bezüglich des Druckrasters – links die echte Marke – rechts die Fälschung

Bildausschnitt aus dem linken Flügel bezüglich des Druckrasters – links die echte Marke – rechts die Fälschung

 

Text und Bilder: Jürgen Olschimke /Co-Autor Bernd Hanke

Quelle:philatelie 516 - Juni Ausgabe

 
Weitere Infos zu Fälschungen von Marken zum Schaden der Deutschen Post AG finden Sie auch auf der folgenden Webseite "Moderne Postgeschichte" unter der Hauptrubik "Marken und Ganzsachen" unter dem folgenden Link:
 
 
Der Autor sucht hier aber immer jederzeit die teils schon gelisteten oder bisher unbekannte Fälschungen zum Schaden der Post seit Euroeinführung - bitte melden Sie sich in diesen Fällen beim Autor - danke.