Ausgabetag: 12.02.2007 -
Werte: 10 x 5,50 kr.
Briefmarkenformat: 30,0 x 43,0 mm -
Bogenformat: 174 x 120 mm -
Drucktechnik: Offsett -
Druckerei: Österreichische Staatsdruckerei, Österreich -
Gebührensatz: Briefe auf den Färöern bis zum 20 gr.

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Die Sage von der Robbenfrau ist eine der bekanntesten Sagen in den nordatlantischen Küstengebieten. Die Sage ist eine anrührende Erzählung von Begebenheiten, die alle Küstenkulturen wiedererkennen werden.

Die Thematik befasst sich mit den großen Mysterien des Lebens, wie mit Liebe, Betrug, bösen Taten und Tod, dem Schönen und dem Bösen, der Reinheit und der Güte. Ein Thema also, das alle Menschen etwas angeht. Deshalb ist es nur natürlich, dass die Geschichte immer beliebt gewesen ist. Auch der heutige Mensch wird von dieser schönen Mär gefangen genommen.

Zwei der färöischen Orte sind in besonderem Grad mit dieser Sage verknüpft. Insbesondere handelt es sich um den Ort Mikladalur auf Kalsoy, weil die Sagenvariante, die V. U. Hammershaimb in der Färöischen Anthologie 1891 wiedergab, von dort stammt. Außerdem gibt es ein Lied, für das diese Sage die Grundlage bildet. Es handelt von einem Bauernsohn von Mikladalur, der dem nackten Robbenmädchen das Haarkleid nimmt, so dass es nicht ins Meer zurückkehren kann, sondern gezwungen ist als seine Frau zu leben, bis sie viele Jahre später den weggeschlossenen Robbenpelz findet und endlich wieder zu ihrem Robbenmännchen zurückkehren kann, der die ganze Zeit vor dem Landungsplatz auf sie gewartet hat. Man sagt, dass die Nachkommen des Bauernsohns und der Robbenfrau Hände haben, die an die Vorderflossen der Robben erinnern. Eine ähnliche Sagenvariante wird von den Bewohnern auf Hamar in Skálavík auf Sandoy erzählt.

Die Variante von Mikladalur endet auf die denkbar schlimmste Weise. Die Sage berichtet, dass die Männer auf Robbenfang gehen sollten. Die Nacht zuvor erscheint die Robbenfrau dem Bauernsohn im Traum und bittet ihn, ihren Mann und ihre zwei neugeborenen Jungen zu verschonen. Sie erzählt ihm, wo ihre Bruthöhle liegt, sodass dieser sie erkennen kann. Der Bauersohn macht jedoch genau das Gegenteil und tötet sowohl die Jungen als das Robbenmännchen. Danach kocht er das Fleisch zum Abendessen für sich und die Kinder. Jetzt kommt die Robbenfrau zurück, dieses Mal in der Gestalt eines furchterregenden Trolls, und verspricht blutige Rache. So viele Männer sollen in den Vogelbergen fallen, beim Fischen ertrinken oder auf andere Weise draußen umkommen, dass diese zum Schluss die gesamte Insel Kalsoy umringen können. Diese Anzahl hat man wohl noch nicht erreicht.
 

Dieses grausame Ende kennt man nicht überall, z.B. nicht in der Variante von Skálavík.

Im weitesten Sinn ist dies eine Sage von Mensch und Natur. Die Natur gibt und sie nimmt. Der Mensch lebt von der Natur, darf sich jedoch nicht gegen sie richten. Der Mensch bestimmt nicht über die Natur, und falls jemand dies versucht, können die Folgen genau so schlimm werden wie hier. Die Sage lässt sich auch religiös auslegen, dann aber als eine Geschichte über die Herausforderung von Gott, der alles schöpft, dem alles gehört und der alles bestimmt.

Das Bild der Robbe als Mensch ist naheliegend für Leute, welche die Robben kennen und die Möglichkeit hatten, dieses elegante und wendige Tier zu betrachten, und es ist nicht schwer, sich ein Menschenleben im Robbenpelz vorzustellen. Solche Vorstellungen über ein allbekanntes Tier in seiner natürlichen Umgebung hat es immer gegeben. Sie leben mannigfaltig in mündlicher Tradition, hauptsächlich in poetischer Form.

Die Moral der Geschichte ist leider sehr aktuell in unseren Tagen, wenn man das Verhalten des Menschen gegenüber der Natur bedenkt. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass viele die Geschichte als außerordentlich relevant ansehen. In diesen Zeiten ist es hauptsächlich die globale Erwärmung mit den daraus folgenden drohenden klimatischen Änderungen, weil wir die Natur so schlecht behandeln, die Besorgnis erregt. Überzeugte Pessimisten meinen, dass die Rache der Natur weitaus schlimmer werden kann als die der Robbenfrau. Diejenigen, die ihren redlichen Kampf für eine reinere Umwelt und mehr Respekt vor der Natur kämpfen, könnten diese färöische Sage vielleicht in ihre Ideegrundlage einfließen lassen.

Eyðun Andreasen 

 

Quelle: Post Färöer