Ausgabetag: 29.06.2016

Wert: 50,00 DKK Nummer: FO 834. Briefmarkenformat: 40 x 30 mm. Künstler: Martin Mörck. Drucktechnik: offset. Druckerei: Cartor Security Printing, Frankreich. Gebührensatz: Einschreibebrief.

Fischleder 2012

Fischbriefmarken – im wahrsten Sinne des Wortes

Manchmal landen Aufträge auf meinem Schreibtisch, die mich wirklich verblüffen. Kreative Schöpfungen, die so ungewöhnlich und doch so naheliegend sind, dass man sich schmunzelnd an den Kopf fasst und ausrufen will: „Na klar! Wieso bin ich selbst noch nicht darauf gekommen?“

So ein Erlebnis hatte ich neulich, als Posta sich an mich wandte und fragte, ob ich nicht einen kleinen Artikel über ihre neue Briefmarke schreiben könnte, die – und genau hier weiteten sich meine Augen vor Verwunderung – aus Kabeljauhaut hergestellt sei.

„Kabeljauhaut“, dachte ich, „wie in aller Welt sieht das denn aus?“

Meine leichte Skepsis schwand jedoch schnell, als ich die Briefmarken sah. Im Prinzip wirkten sie wie normale Briefmarken, mit Text, Wertaufdruck und einer kleinen schraffierten Zeichnung des Meistergraveurs Martin Mörck. Doch da endete die Ähnlichkeit auch schon. Auf jeder Briefmarke klebte nämlich ein viereckiges Stück gegerbte Kabeljauhaut. Gar nicht grau und langweilig, wie ich – was ich zu meiner eigenen Schande gestehen muss – ursprünglich befürchtet hatte, sondern unglaublich schön und mit einem Muster in beinahe metallisch wirkenden Farbnuancen, die sich je nach Blickwinkel veränderten. Nach der Betrachtung mehrerer Marken konnte ich feststellen, dass alle verschieden waren – etwas, das man in der Briefmarkenbranche sonst tunlichst vermeidet.

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Wie dem auch sei, Posta gibt im September jedenfalls wunderschöne Briefmarken mit Kabeljauleder heraus.

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Der Fisch wurde vor den Färöern gefangen, die Haut von der Fischfabrik Nevið in Runavík geliefert und bei Atlantic Leather in Island gegerbt. Gedruckt wurden die Briefmarken bei Cartor in Frankreich.

Der atlantische Kabeljau (Gadus morhua) ist meist ca. einen Meter lang, kann jedoch auch eine Länge von bis zu zwei Metern und ein Höchstgewicht von 96 Kilo erreichen. Er kann bis zu 25 Jahre alt werden. Man findet ihn auf beiden Seiten des Atlantiks, im Osten von Novaja Semlja in der Barentssee über Spitzbergen und Jan Mayen bis hinunter zur Biskaya sowie in der Nord- und Ostsee. Sein Verbreitungsgebiet umfasst die Gewässer um die Färöer, Island und Grönland und reicht westlich von Labrador im Norden bis nach North Carolina im Süden.

Der Kabeljau ist normalerweise graubraun bis gelbgrün am Rücken und an den Seiten, mit grauen oder braunen Flecken und einem hellen Streifen an der Seite. Sein Bauch ist weiß oder grauweiß. Er kann jedoch je nach Lebensraum auch andere Farbvarianten aufweisen, z. B. dunkelbraun oder rotbraun, wenn er im Tang lebt.

Der Kabeljau ist wegen seines feinen Fleisches begehrt, vor allem der färöische Kabeljau, der fetteres Fischfleisch hat und nicht so mehlig oder trocken ist wie in anderen Regionen.

Obwohl es seit der Nachkriegszeit nicht besonders üblich war, ist das Gerben von Fischhaut eine uralte Kunst. Die Qualität von Fischleder variiert natürlich von Art zu Art, doch richtig behandelt ist Leder vom Kabeljau, Lachs oder Steinbeißer oft robuster als gewöhnliches Rindsleder.

Die Größe der Fischhäute bringt es mit sich, dass man das Leder vor allem für die Herstellung kleinerer Dinge wie Schuhe, Taschen, Geldbeutel und Uhrarmbänder verwendet hat, doch zusammengenäht kann es auch in der Bekleidungsindustrie und für Möbelbezüge eingesetzt werden. Moderne Designer erkennen in wachsendem Maße die praktische Verwendbarkeit und Schönheit von Fischleder – und nutzen es außer für die bereits erwähnten Artikel für zahlreiche andere Zwecke, z. B. für Schmuck, Gürtel, Bucheinbände und Bildcollagen.

Da sich eine steigende Tendenz abzeichnet, den gefangenen Fisch möglichst vollständig zu verwerten, wird es in den nächsten Jahrzehnten sicher zu einer verstärkten Nutzung von Fischhaut kommen. Diese wird sich nicht auf das Gerben der Haut beschränken, sondern ein breiteres Spektrum einnehmen. Beispielsweise in der industriellen Herstellung von Fischgelatine, die in der Lebensmittelindustrie sowie in modernen Hochtechnologien wie Elektronik und Optik eingesetzt werden kann. Darüber hinaus kann Eiweiß aus Fischhaut in der Ernährungsindustrie und zu Vollwertkost verarbeitet werden.

Nur die Phantasie setzt die Grenzen für die Nutzung des reichlichsten Rohstoffs der Färöer - Fisch. Und gerade jetzt schlägt Posta eine Schlacht für den vergessenen Schatz, der in den vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten von Fisch liegt, und gibt einzigartige Briefmarken mit wunderschön gemustertem Kabeljauleder heraus.

Anker Eli Petersen

 

Quelle: Post Färöer