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Ausgabedatum: 24.02.2020.
Werte: 20,00 DKK.
Briefmarkenformat: 40,0 x 30,0 mm.
Künstlerin: Astrid Andreasen.
Drucktecknik: Offset + UV-Lack.
Druckerei: Cartor Security Printing, Frankreich.
Gebührensatz: Kleinbriefe nach Ausland 0-50 gr.

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Neben der Briefmarke wurde auch ein Markenheftchen herausgegeben.

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Robbenbaby
Wenn ein Robbenjunges zur Welt kommt, hat es einen dicken weißen Pelz. Mit seinen großen Kulleraugen sieht es so niedlich aus, dass einem beim Anblick dieses runden und kuscheligen Wesens ganz weich ums Herz wird. Jeder möchte es gern in den Arm nehmen und knuddeln.

Inzwischen gibt es Unmengen von Nachbildungen süßer kleiner Robben. Für viele Kinder ist es ihr Lieblingskuscheltier, das sie zur Schlafenszeit mit ins Bett nehmen. Auch Erwachsene sind oft ganz verzückt von diesem flauschigen, knopfäugigen Fellknäuel.

Astrid Andreasen hat sich mit ihren Farbstiften wieder konzentriert über ein Blatt Papier gebeugt. Dank ihrer Vorstellungskraft und geschickten Hände hat sie uns ein weiteres Mal ein Meisterwerk beschert. Ihre Zeichnung gibt das Robbenbaby lebensecht und liebenswert wieder. Astrid Andreasen ist eine Meisterin der bildlichen Umsetzung aller Dinge, die mit der Natur und vor allem mit dem Meer zu tun haben. Wir auf den Färöern können uns glücklich schätzen, eine so talentierte Künstlerin wie Astrid Andreasen zu haben.

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Die Robbe ist ein Säugetier. Robben kommen in allen Weltmeeren sowie einigen größeren Flüssen und Seen vor. Auf Färöisch heißt das Muttertier „opna“, das Vatertier „brimil“ und das Robbenjunge „nósi“. Weltweit gibt es 36 Robbenarten. In färöischen Gewässern sind sieben Arten bekannt, wobei hier auch das Walross (Odobenus rosmarus) mitgezählt ist. Die Kegelrobbe (Halichoerus grypus) ist das einzige Säugetier mit Flossen, das sich auf den Färöern vermehrt. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts warfen auch Seehunde ihre Jungen auf den Inseln.

Zwischen September und November ziehen sich weibliche und männliche Robben in ihre Höhlen zurück. Diese Höhlen liegen in den Felswänden am Ufer, alle dort zum Meer hin, wo die Wellen am heftigsten gegen die Felsen schlagen. Tief im Inneren dieser Höhlen werfen die Kegelrobbenweibchen ihre Jungen auf Sand, Kies oder felsigem Boden.

Die Robbe ist ein Tier, das zu Lande und zu Wasser lebt. An Land ist die Robbe sehr unbeholfen, aber sie ist eine hervorragende Schwimmerin und daher wie geschaffen für die Jagd im Wasser. Die Robbe kommt an Land, um sich auszuruhen, ihren Pelz zu wechseln und sich zu paaren. Sie hat jedoch auch viel mit Landtieren gemeinsam, denn wie andere Landtiere lässt sie sich stark von ihrem Geruchs- und Tastsinn leiten.

Ein Robbenjunges wiegt bei der Geburt ca. 15 kg. Der dicke weiße Pelz der kleinen Robbe schützt sie gegen Kälte. Wenn ein Robbenbaby ins Wasser fällt, kann es allerdings ertrinken, weil dieser Pelz sich mit Wasser vollsaugt und es in die Tiefe zieht. Es kann auch erfrieren, wenn es bis auf die Haut nass wird. Von September bis November sterben wegen des oft windigen Wetters deshalb viele Jungtiere.

Neugeborene Robben werden etwa zwei Wochen lang von ihrer Mutter gesäugt. Die Milch ist mit ca. 60 % Fett sehr nahrhaft, so dass Robbenjungen schnell wachsen. Ihre dicke Speckschicht schützt sie dann besser gegen die Kälte. Nach drei Wochen wiegt das Robbenbaby bereits 50 kg, verliert nach und nach seinen Pelz und muss nun selbst Nahrung finden.

In der Zeit von September bis November begeben sich die adulten Tiere wieder zur Paarung in die Höhlen, manchmal sieht man sie dabei auch auf dem Felsengrund. Die Weibchen werden im Alter von 5 bis 7 Jahren geschlechtsreif, die Männchen erst im Alter von 7 bis 9 Jahren. Auf der Speisekarte der Robben stehen Fische ganz oben, sie fressen jedoch ebenfalls Krabben und Tintenfische. Vereinzelt sollen Robben beim Vogelfang beobachtet worden sein.

Von der Landnahmezeit bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde auf den Färöern Robbenjagd betrieben. Die Robbe hatte damals eine große Bedeutung für den Alltag der Färinger. Am Michaelistag, dem 29. September, ging man auf Robbenfang. Männer fuhren mit ihren Booten hinaus und drangen in die Höhlen ein, die ihnen als Robbenhöhlen bekannt waren. Als Lichtquelle hatten sie Öllampen dabei und Holzknüppel, um die Robben damit zu erschlagen. Das Robbenfleisch wurde verzehrt, der Speck zu Öl geschmolzen, und die Haut wurde getrocknet oder gegerbt und zu Schuhen oder Taschen verarbeitet.

Die Sage von der Robbenfrau, die im Ort Mikladalur an Land kam, ist inzwischen weltberühmt. 2007 gab Posta einen Kleinbogen mit Motiven dieser Sage heraus. Die zehn Illustrationen stammen aus der Feder des färöischen Künstlers Edward Fuglø.

In den letzten fünf Jahren hat ein steter Strom von Menschen aus aller Welt den Fjord nach Kallsoy überquert, um in Mikladalur die 2,6 Meter hohe und 450 kg schwere Statue des Bildhauers Hans Pauli Olsen zu bestaunen. Seine wunderschöne Interpretation der Robbenfrau steht dort auf dem Felsplateau Stórikneysi am Strand. Die Skulptur ist von großartiger Natur umgeben, sommergrünen oder winterweißen Bergen, spiegelglattem oder sturmgepeitschtem Meer.

Die meisten kennen die Geschichte von den Robbenjungen, die in dieser Sage von Menschenhand erschlagen werden.

Die Robbensage ist in vielen Ländern verbreitet. Es gibt sie in Grönland, auf Shetland, in Irland und Australien. Die grönländische Sage von der Mutter des Meeres endet jedoch versöhnlicher und mit der Moral, dass wir die Natur schützen sollen.

Zitat aus „Die Mutter des Meeres“:

„Der Mutter des Meeres gefielen die Missetaten der Inuit in der Siedlung nicht. Als Strafe fing sie am Meeresboden alle Beutetiere mit ihren prächtigen Haaren ein. Als der Blinde (der Mensch) zu ihr kam, um die Misere zu beenden, kämmte er ihr Haar, legte den Dreck auf einen Haufen und schmiss ihn anschließend weg.

In dem Moment wurde alles lebendig, und es erschienen Bären, Füchse, Mützenrobben, Bartrobben, Fjordrobben, Grönlandrobben, Seehunde, Walrosse, Narwale und viele verschiedene Vögel.“

Auf den Färöern wurde das niedliche, liebenswerte und kulleräugige Fellknäuel nun als Briefmarkenmotiv verewigt. Zusammen mit all den anderen wunderschönen färöischen Briefmarken geht das Robbenbaby ab jetzt rund um die Welt.
Gute Reise!

Mourits Mohr Joensen

 

Quelle: Post Färöer